Ungefähr drei Monate nach meiner Anfängerausbildung verspürte ich den Drang, Profi im Tauchsport zu werden. Das erste professionelle Niveau in der PADI Tauchausbildung ist der PADI Divemaster. Bei Kollegen des Marktbegleiters CMAS wird dieses Niveau auch spöttisch „Teichmeister“ genannt. Nun ja, ganz ehrlich, man ist nicht weit weg vom Master of Desaster. Aber fangen wir langsam an. Als Vorstufe muss man zunächst einmal Rescue Diver werden.
Für diese Ausbildung hatte ich mich in einer Tauchschule, Diving Cres, in Kroatien auf der wunderschönen Insel Cres angemeldet. Es war wirklich toll; eine sehr familiäre Atmosphäre mit dem Basenleiter Gerhard. Nach dem sogenannten Check-In und einer großen Verwunderung, wie viel Blei ich benötigte, wurde ich meinem Tauchlehrer Mirko Obermann vorgestellt. Ein echt witziger Typ, Franke und immer einen frechen Spruch auf den Lippen. Wir waren nur zu zweit in dem Kurs. Es war ja auch erst Ostern und zu dieser Zeit noch schweinekalt im Mittelmeer. Mirko hat sich alle Mühe gegeben, einem total unerfahrenem fortgeschrittenem Taucher beizubringen, wie man den Menschen im Meer rettet oder wiederfindet.
Ich erinnere mich noch bestens an eine Szene. Als große Übung galt es einen vermissten Taucher zu finden, an die Oberfläche und danach an den Strand zu bringen. Uns wurde die vermutliche Richtung des Opfers mitgeteilt. Also, mein Buddy, so nennt man im Tauchsport seinen Tauchpartner, und ich haben uns vorbereitet, Buddycheck durchgeführt und haben dann mit einen sogenannten U-Suchmuster angefangen, das Opfer zu suchen. An dem Tag war das Meer leider recht wellig und bedingt durch Dünung die Sichtweite sehr eingeschränkt. Aber o Wunder, nach etwa 10 Minuten Tauchzeit fanden wir dann jemanden auf dem Grund liegend vor. Wie gelernt wurde das vermeintliche Opfer gesichert und zur Wasseroberfläche gebracht. Proteste seitens des Opfers wurden dabei geflissentlich ignoriert, das Opfer galt schließlich als bewusstlos. Kaum an der Wasseroberfläche erfuhren wir dann in einer wortreichen Diskussion, das diese Taucherin kein Opfer war, sondern zum Fotografieren dort unten war. Wir waren natürlich die Lachnummer auf der Basis. Und tatsächlich haben wir nach zwanzig weiteren Minuten das „echte“ Opfer gefunden. Es war noch rechtzeitig. Das Opfer rannte, kaum am Strand angekommen, sofort unter die heiße Dusche. So etwas nenne ich mal eine gelungene Rettungsaktion, eine sogenannte Spontanwiederbelebung 😏
Persönlich muss ich sagen, dass dieser Rescue Diver Kurs für mich eine sehr wertvolle Erfahrung und wohl der interessanteste PADI Kurs gewesen ist. Nun hatte ich zwar immer noch keine Erfahrung beim Tauchen, war aber in der Lage kooperierende Opfer und Unterwasserfotografen zu retten.
Vor dem Divemasterkurs hatte ich dann ein wenig Angst. Die Anforderungen sind schon höher. Ich musste bis zur Zertifizierung sechzig geloggte Tauchgänge vorweisen. Da der Kurs im Sommer auf Cres stattfinden sollte, hieß das für mich und meine wechselnden Tauchbuddies ab in den See, wann immer möglich. Zum Glück war ja die Talsperre nicht so weit weg. In dieser Zeit bin ich auch in einen Tauchverein in Düsseldorf eingetreten. Allerdings nur für kurze Zeit, dieses deutsche Vereinsgehabe ging mir zu schnell auf die Eier. Meine theoretische Ausbildung machte ich in einer kleinen Tauchschule in Essen, leider ist mir der Name entfallen. Aber die Besitzerin war echt cool:
„Ich möchte gerne meine theoretische Ausbildung zum Divemaster hier machen.“
„Kein Problem. Hier ist die PADI Enzyklopädie des Sporttauchens. Lies Dir die durch und dann kommst Du in zwei Wochen zur Prüfung.“
Und genau so haben wir es gemacht. Leider fehlte mir das Divemaster Manual. Viele Fragen in der Prüfung zum Beispiel zum Thema Supervision konnte ich nur ratend oder mit meinem nicht vorhandenem guten Menschenverstand beantworten, aber die Punktzahl war wohl ausreichend. Ich durfte in dieser Zeit auch ein paar Tauchausbildungen ihrerseits begleiten. Das hat mir echt viel gebracht, vor allem taucherisches Selbstbewusstsein… Einer der Schüler fragte mich….
„Du begleitest hier als Divemaster? Überprüfst Du die Tauchlehrerin?“ Coole Nummer 😂😂😂.
Im Juli ging es dann nach Cres zum Mirko für den praktischen Teil der Divemasterausbildung. Das war eine supergeile Zeit. Neben der Begleitung von Tauchkursen konnte man mit erfahrenen Tauchern unter anderem Wracks anschauen. Leider war ich immer noch derjenige der mangels Luft als erstes auf dem Boot war. Eine Übung habe ich hier noch in besonderer Erinnerung. Mein Tauchpartner und ich sollten eine Unterwasserkarte des Hausriffs erstellen. Schade, ich hatte leider keine Ahnung, wie solche Karten überhaupt aussehen (wie gesagt, ich kannte das PADI Divemaster Manual nicht). Das ganze Gemälde war dann eine Katastrophe. Ich hätte es aufbewahren sollen, es wäre sicher als moderne Kunst durchgegangen. Mirko hat mal kräftig gelacht und kurz darauf waren mein Buddy und ich PADI Divemaster. Ab jetzt war ich Mitglied im weltweit größtem Tauchverband und durfte Mitgliedsgebühren bezahlen.
Einige Fakten:
- PADI Divemaster Ausbildungsdauer 2-4 Wochen
- Mindestvorausetzungen: 18 jahre alt, min. 40 geloggte Tauchgänge zu Beginn der Ausbildung und mindestens 60 Tauchgänge bei der Zertifizierung
- Aufgaben nach der Zertifizierung: Begleitung von zertifizierten Tauchern und assistieren von Tauchlehrern bei der Ausbildung von Tauchschülern.
Meine Erfahrung nach Abschluss der Zertifizierung: 60 Tauchgänge x ∅ 35 min pro Tauchgang = 2100 min oder 35 Stunden. Das entspriht in etwa einem Autofahrer, der in seinem Autofahrerleben schon 3500 km gefahren ist. Genau richtig um Profi zu sein 😂